Fans bei einem Länderspiel von Deutschland

Unsere Vision zur Nationalmannschaft: Dem deutschen Fußball ein neues Gesicht geben!

Länderspiele sind in der Regel nicht Gegenstand der Treffen der Fanorganisationen, die sich innerhalb der bundesweiten Interessengemeinschaft Unsere Kurve zusammengeschlossen haben. Das war nicht immer so und beruht nicht auf einen grundlegenden Beschluss, sich ausschließlich dem Vereinsfußball zu widmen. Vielmehr hat sich der nationale Fußball auf verschiedenen Ebenen so weit von der Basis der aktiven Fußballfans entfernt, dass er dort kaum noch Relevanz hat.

Aktuelle Entwicklungen beim DFB und die damit verbundene öffentliche Berichterstattung zeigen eine Öffnung für ein Umdenken innerhalb des Verbandes an. Dass die bisher einmalige Freigabe von Stehplätzen nun verstetigt und ausgebaut werden soll, begrüßen wir als Mitunterzeichner der Initiative „Europe Wants To Stand“ ausdrücklich.

Angestoßen durch interne Diskussionen beim DFB haben wir ein Gedankenpapier zur Nationalmannschaft entwickelt, das diesen positiven Impuls des DFB produktiv aufgreifen und unterstützen will.

Wofür steht der Fußball in Deutschland?

Eine Klärung dieser Frage sehen wir als grundlegend für die Ausrichtung des nationalen Fußballs an. Dem DFB kommt hier eine zentrale Rolle zu: Als nationaler Fußballverband, als Träger der Nationalmannschaft und als Vertreter des deutschen Fußballs auf dem internationalen Parkett. Viele aktive Fußballfans nehmen den Verband als bürokratisches Konstrukt wahr, das mit der Nationalmannschaft den maximalen Profit verfolgt, in dem persönliche Verfehlungen in den Spitzen zu Eklats führen, dessen Moral durch Offenlegung von Bestechungen nicht nur rund um die Vergabe der WM 2006 in Schieflage geraten ist und das in der Bundesliga fast ausschließlich durch Sanktionen in Zusammenhang mit der Sportgerichtsbarkeit in Erscheinung tritt.

Dem deutschen Fußball ein neues Gesicht geben!

Wir finden, dem deutschen Fußball und damit dem Aushängeschild „Nationalmannschaft“ würde ein neues Image sehr gut tun. Damit meinen wir keine neue Marketingstrategie, die an ein Konstrukt wie „Die Mannschaft“ anknüpft, sondern die Klärung der grundlegenden Ausrichtung und der Ziele des Verbands – nicht nur, aber auch für die Nationalmannschaft.

Der deutsche Fußball und dessen Repräsentation über die Nationalmannschaften könnte stehen für:

  • Die Ermöglichung von Fankultur: Die Förderung einer bunten, kreativen und aktiven Fankultur, die durch Freiräume, Möglichkeiten der Selbstorganisation und positiver Unterstützung gekennzeichnet ist. Die Wiedereinführung von Stehplätzen und die Freigabe von Fanutensilien analog zum Ligafußball sind Grundbedingungen für die Entwicklung von Fankultur im Fußball.
  • Eine Rückbesinnung auf den Fußball als Stadionerlebnis. Denn Fußballspiele brauchen keine weiteren Events, um attraktiv zu sein. Fußball findet in erster Linie im Stadion und nicht vor dem Fernseher statt. Sie sind der Mittelpunkt der Spielbegegnung und sollen das wieder werden.
  • Zugänge zum Fußball für alle, die den Fußball lieben oder ihn lieben lernen wollen. Durch Barrierefreiheit, durch sozialverträgliche Eintrittspreise, durch die Anerkennung von Diversität und durch einen freien Kartenverkauf ohne Zwangsmitgliedschaften oder Personalisierungsprozesse.
  • Eindeutige, unverhandelbare und unmissverständliche antirassistische, antidiskriminierende und die Menschenrechte stärkende Positionen. Nicht als Feigenblatt, sondern auf allen Ebenen stark verankert, immer sichtbar und erfahrbar als Basis des deutschen Fußballs.
  • Einen starken Beitrag zu einer positiven gesamtgesellschaftlichen Entwicklung: Im Kampf gegen Korruption, im fairen Umgang miteinander, in der Beteiligung von allen Interessensgruppen am gemeinsamen Fußballerlebnis, in der ökologisch und sozial nachhaltigen Ausrichtung des deutschen Fußballs und der Priorisierung des sozialen Miteinanders statt des maximalen Profits.

Und warum?

  • Weil Nationalmannschaften Fans über Vereinsgrenzen hinaus in einem nationalen Kontext verbinden können.
  • Weil internationale Turniere zu einem Fußballerlebnis werden können, das Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen begeistert, internationale Begegnungsmöglichkeiten schafft und positive Geschichte schreibt.
  • Weil in internationalen Wettbewerben die Chance liegt, eine bundesweite Idee des Fußballs, seiner Werte und Visionen in die Welt zu senden und eine positive Vorbildfunktion bezüglich der Entwicklungen des Fußballs – innerhalb des eigenen Landes und im Weltfußball – einzunehmen.

Wir möchten den DFB darin bestärken, mutig in die Zukunft zu denken und den deutschen Fußball aktiv und richtungsweisend zu gestalten. Progressive und offene Ansätze werden wir nach unseren Möglichkeiten gerne unterstützen und gewohnt kritisch begleiten.