Fans tragen Transparent gegen Repression

Gesetze und Gerichte entscheiden über Rechtsverstöße – nicht Firmen und Verbände!

Antwort der Interessengemeinschaft Unsere Kurve auf die Ausführungen von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert zum Verhalten in Fankurven.

„Dietmar [Hopp]: Morgen ins Maritim? Papa wäre stolz.“ war vergangenen Freitag vor der Fankurve des 1. FC Köln zu lesen. Adressat war Hoffenheims Finanzier Dietmar Hopp, dessen Vater nachweislich als überzeugter Nazi im Dritten Reich Karriere machte. Am Folgetag fand im Kölner Maritim der Bundesparteitag der AfD statt – begleitet von zahlreichen Protesten.

Dieses Plakat, sowie weitere Schmähgesänge brachten Herrn Seifert nun zu folgender Einschätzung: „Die Verhaltensweise von einigen Fans ist asozial – das hat nichts mehr mit kritischer Meinungsäußerung zu tun. […] Es geht hier um das Ausloten persönlicher und vielleicht juristischer Grenzen unter dem Deckmantel der Fußballkultur. […] 95 Prozent der Zuschauer ist nicht mehr klarzumachen, warum Stadien aussehen wie militärische Krisengebiete, weil über der Stadt die Hubschrauber kreisen und vermummte Polizisten rumlaufen. […] Eine Besserung ist schwer zu erreichen, wenn in Madrid Täter für vier Monate ins Gefängnis gehen, aber bei uns in Deutschland Busse mit Schlagstöcken, Schlagringen und brennbaren Materialien aufgehalten werden und dann werden nur die Personalien aufgenommen und die Leute nach Hause geschickt. […] Mit Prävention sind die nicht mehr zu erreichen.“

Lieber Herr Seifert, wir möchten Sie daran erinnern, dass die Bewertung, was freie Meinungsäußerung und was Beleidigung ist, in Deutschland das Strafgesetzbuch und im Zweifel ein ordentliches Gericht übernimmt. Juristische Grenzen müssen dabei keinesfalls ausgelotet werden – sie stehen durch die genannten Institutionen längst transparent fest. Wir wundern uns sehr über Ihre Rechtsauffassung, wenn Sie ein brutales und fragwürdiges Vorgehen der spanischen Polizei herbeisehnen, welches erst kürzlich die Verantwortlichen des FC Bayern München dazu brachte, die Bundesregierung um Unterstützung zu bitten.

In einem Punkt stimmen wir Ihnen aber zu, Herr Seifert. So ist es auch uns schleierhaft, warum manches Stadion durch die Polizei in ein Krisengebiet verwandelt wird. Hier scheinen die populistischen Forderungen der Polizeigewerkschaften wohl wichtiger, als fundierte Polizeiarbeit und wissenschaftliche Erkenntnisse.

Die IG Unsere Kurve appelliert deshalb an Sie, die DFL wie auch den DFB juristische Einschätzungen dem deutschen Rechtsstaat zu überlassen.