Alle Jahre wieder müssen Fans in ganz Deutschland das unwürdige Schauspiel der Relegationsspiele zum Aufstieg in die 3. Liga beklagen. Zwei Mannschaften – in früheren Jahren sogar sechs – , die eine herausfordernde Saison hinter sich haben, müssen in zwei Spielen alles riskieren. Am Ende hat sich für einen Verein alles erledigt. Der Meistertitel in der Liga ist ein Stück Klopapier geworden. Circa 5% der geleisteten Spiele entscheiden also über Wohl und Wehe.
Eine peinliche Geschichte
Schon mit der Einführung der eingleisigen 3. Bundesliga war zu erkennen, wieviel Verbandspolitik den Sport bestimmt. Für alles gibt es sicherlich Argumente und gut gemeinte Gründe, aber es bleibt, dass als Triebkraft letztlich der Wunsch nach der “eigenen” Liga mehr Gewicht hat, als der sachlich sportliche Blick. Der DFB, immer mehr ohne Einfluss auf die DFL Bundesligen, wollte mit der 3. Liga ein eigenes Projekt neben der Nationalmannschaft. Der Preis: die Verbände wollten im “Amateurbereich” eine größere Rolle spielen.
Strippenzieher, wie der nun zurückgetretene Herr Koch, aber auch die mächtigen Verbände im Westen und Südwesten erschufen die 5-teilige Regionalliga. Dass durch diese radikale Änderung der Ligenpyramide der jeweilige Meister nicht aufsteigen konnte, war den Herren – ja, es waren vor allem alte Männer – genauso deutlich, wie es ihnen egal war. Es brauchte Jahre und bundesweiten, lauten Protest von Fans und Vereinen, bis dieses jährlich zu erlebende Debakel auch nur angepackt wurde.
Doch auch hier zeigte sich: Macht und Einfluss vor Sport. West und Südwest setzten für sich einen festen Aufsteiger durch, die “Kleinen” durften weiter der Möhre hinterher laufen. Wobei man sich bei allem Respekt fragt, wie überhaupt die Verbände der traditionsreichen Regionalliga Nordost mit dem Fußballverband Bayern gleich gesetzt werden können. Ach ja, Herr Koch – Macht und Einfluss gegen den Sport.
Als Konsequenz: Pleiten, Pleiten, Pleiten
Völlig außer Acht gelassen wurden die finanziellen Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Die Vereine hatten traditionell wenig Mitspracherecht. Die erfolgte Abgrenzung des sogenannten Amateurbereichs – “Championsleague der Amateure” – und des Profifußballs hatte sowohl in der 3. Liga, als auch in den Regionalligen oft – deutlich zu oft, wie auch der DFB erkannte – die Insolvenz vieler Vereine zur Folge. Die 3. Liga trug sogar mal den Beinamen “Pleiteliga”. Aber auch in den Regionalligen waren jährliche Insolvenzen an der Tagesordnung.
Kein Wunder: brauchte man doch, um beim Aufstieg mitreden zu können, in den Regionalligen einen Etat, der dem der 3.Liga Clubs – rechnet man die Fernsehgelder raus – oft ebenbürtig sein musste. Auch, wenn man dieses unwürdige Schauspiel nicht nur der Ligenstruktur zuschreiben kann, so ist es bis heute unerklärlich, wie lange DFB und Verbände wider aller Realitäten diesem Spiel tatenlos zugesehen haben.
Im Gegenteil, die oft sichtbare Überforderung vieler Clubs wurde noch verbrämt durch Begriffe, wie die unselige oben bereits genannte “Championsleague” und das Märchen der durch die vielen Traditionsvereine so interessanten Regionalligen. Das diese Jahr für Jahr Kopf und Kragen riskierten und weiter riskieren, um nicht in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen, fand und findet kaum Beachtung. Lieber sonnen sich die Herrschaften bei wichtigen Spielen auf der VIP Tribüne.
Schluss damit! Der Sport muss Vorrang haben!
- Dieses Trauerspiel muss endlich enden. Eine maximal viergleisige Regionalliga muss schnellstens umgesetzt werden. Es gibt dagegen kein sportliches Argument. Reisekosten bleiben beherrschbar, der Wettbewerb in den Ligen gleicht sich sogar an.
- Auch jetzt werden einige Ligen von verschiedenen Verbänden gemeinsam geführt. Das geht auch bundesweit. Abgesehen davon, dass eine Angleichung der Regularien allen dient und die peinlichen Alleingänge unter Corona (Bayern) somit der Vergangenheit angehören.
- Daran anschließend ist eine Modelldiskussion nicht nur über die Regionalligen unabdingbar. Bis jetzt wurde die Palette der Möglichkeiten allerdings nur genutzt, um sich und die eigene Position dahinter zu verschanzen. Damit muss Schluss sein!
- Darüber hinaus ist es im Sinne eines fairen Wettbewerbs anzuerkennen, das Relegationsspiele von Ligameistern allgemein keinen Platz im deutschen Fußball haben sollten.
- Vereine müssen planen können. Fans erwarten einen fairen Wettbewerb. Die Aufstiegsregelung muss bundesweit die gleiche sein.