Fußball liegt auf Rasen hinter einem Zaun

Unsere fanpolitischen Forderungen zum Saisonstart 2024/25

Mit dem Start in die 2. Bundesliga und 3. Liga der Männer rollt der Ball wieder im Profifußball. Anlass genug für uns, mit einem deutlichen Appell in die Spielzeit 2024/25 zu gehen. Dabei wollen wir auf fünf Kernthemen aufmerksam machen:

  1. Kein „Weiter so“ mit dem VAR
  2. Legale Pyrotechnik ermöglichen und Verbandsstrafen reformieren
  3. Frühzeitige Terminierung der Spiele
  4. Sozialverträgliche Ticketpreise & Preisobergrenze im Gästeblock
  5. Datenschutz einhalten & Kontrollwahn stoppen

1. Kein „Weiter so“ mit dem VAR

Der VAR geht nun in seine 8. Saison und nach wie vor sorgt er für viel Wut, Ernüchterung und Unverständnis. Es ist dem Schiedsrichterwesen nicht gelungen, eine klare Eingriffsschwelle zu definieren, stattdessen rätseln wöchentlich Millionen von Fußballfans, warum der „Kölner Keller“ hier stumm blieb und da eingriff. Und Millionen von Fußballfans halten Woche für Woche ihren Torjubel zurück, für viele geht dabei der schönste, reinste und emotionalste Moment des Fußballs verloren. Der VAR in seiner jetzigen Form muss auf den Prüfstand! So kann und darf es nicht weitergehen!

2. Legale Pyrotechnik ermöglichen und Verbandsstrafen reformieren

Bereits in der Saison 2011/12 gab es eine vielversprechende Fankampagne zur Legalisierung von Pyrotechnik. Pyrotechnik gehört seit Jahrzehnten zum alltäglichen Stimmungsbild in den Kurven der Republik. Dabei ist es wichtig zu differenzieren: Sämtliche Leuchtspurgeschosse sind in Menschenmengen unkontrollierbar und daher abzulehnen, Böller sind per se kein Stimmungsmittel, sondern gemeingefährlich – aber Bengalos, Leuchtfackeln, die nicht die Hand verlassen, sind bei verantwortungsbewusstem, geregelten Umgang ein wunderbarer Ausdruck der großartigen Fankultur hierzulande. Bislang ist es so, dass das strikte Pyro-Verbot für viel größere Gefahren sorgt, weil sich dabei niemand erwischen lassen will und die Fackeln häufig noch im Brennvorgang hektisch entsorgt werden. Es braucht pragmatische Lösungen und keine realitätsfremde und gefahrensteigernde Kriminalisierung!

In diesem Zuge sind auch die Verbandsstrafen für Vergehen mit Pyrotechnik gegen die Vereine zu überdenken. Diese haben offenkundig nicht die vom Verband erhoffte Wirkung der Eindämmung gezeigt. Das pedantische Zählen von einzelnen Leuchtfackeln und Addieren zu horrenden Strafzahlungen durch die Sportgerichtsbarkeit hat eine nicht nachvollziehbare Eigendynamik entwickelt, es sind Strafzahlungen um der Strafe willen, ohne nachweisbaren präventiven oder sonstigen positiven Effekt. Zeit für Reformen!

3. Frühzeitige Terminierung der Spiele

Aktuell trudeln die zeitgenauen Ansetzungen der einzelnen Ligen ein. Allerdings nur für einige, wenige Partien. Eine langfristige Planung der Reisewege ist für Fans derzeit nicht möglich. In den Ligen unterhalb der 2. Liga kommen kurzfristige Verlegungen erschwerend hinzu. Diese Praxis ist weder fanfreundlich noch ökologisch nachhaltig: Je kürzer die Planungszeit, desto eher stellt das Auto die günstigste Anreise-Option dar.

Wir erkennen an, dass die Bundesliga im internationalen Topligen-Vergleich noch den längsten Planungs-Vorlauf ermöglicht. Dennoch gibt es erhebliches Verbesserungspotential. Sowohl in den ersten beiden Ligen, aber insbesondere auch in der 3. Liga. Dasselbe Problem trifft auch die Regionalligen und den Spitzenfußball der Frauen.

Wir fordern bessere Planbarkeit und fragen: Warum kann nicht der komplette Zeitraum durchterminiert werden, in denen die europäischen Wettbewerbe in der Gruppenphase sind? Das wäre immerhin bis zum 20. Spieltag! Natürlich könnte man die Spieltage um eine DFB-Pokalrunde herum ausnehmen, aber die anderen Spieltage könnten alle bereits frühzeitig planbar sein! Bei minimalem Entgegenkommen der Medienrechteinhaber wäre ein großer Wurf für Fans und ihre aufopferungsvolle Vereinstreue an jedem dieser Spieltage möglich!

Und schließlich fordern wir Jahr für Jahr: Der vorletzte Spieltag muss zeitgleich stattfinden! Die Planbarkeit für Fans ist hierbei ein sehr wichtiger Grund, aber am wichtigsten ist in diesem Punkt die sportliche Integrität des Wettbewerbs. Es ist leider ein deutlicher Ausdruck des kommerziellen Zeitgeists unseres Sports, dass für ein paar exklusive Live-Spiele mehr die sportliche Integrität und Fanfreundlichkeit zurücktreten müssen. Zeit, das Rad zurückzudrehen, was jeweils zur Ausschreibung und zum Abschluss eines neuen Medienvertrags möglich ist!

4. Sozialverträgliche Ticketpreise & Preisobergrenze im Gästeblock

Der Besuch im Stadion, auch mit der Familie, sollte für alle zugänglich sein – und doch wurde er in den vergangenen Jahren teurer und teuer. Wir appellieren an alle Vereine, ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden, indem sie grundsätzlich – sowohl für Heim- als auch für Gästefans – ein Kontingent an ermäßigten Karten zur Verfügung stellen.

Bei den Ermäßigungen sind Schüler*innen, Studierende, Azubis und Rentner*innen zu berücksichtigen, bei sozialen Aspekten beispielsweise Beeinträchtigungen oder ein geringes (Familien-)Einkommen. Bei geringen Einkommen empfehlen wir eine Koppelung an niedrigschwellige Nachweise wie etwa lokale Städte- oder Familien-Pässe.

Bei Gästetickets sind die Preise teilweise in so unverschämtem Maße hochgegangen, dass es Zeit wird, auf Verbandsebene einzugreifen: Wir fordern eine Preisobergrenze für Gästetickets im Profifußball!

5. Datenschutz einhalten & Kontrollwahn stoppen

Eine rote Linie wurde bei der gerade zu Ende gegangenen Europameisterschaft überschritten: Fußballfans müssen nun damit rechnen, dass ihre Handydaten live und verdachtsunabhängig an die Polizei übermittelt werden. Das ist ein moralisches No-Go und juristisch äußerst zweifelhaft.

Im Bereich der Eintrittskarten hat sich in Folge der Pandemie die Nutzung von Online-Shops und digitalen Tickets etabliert. Dass es kein Zurück zu Hardcover-Tickets geben wird, ist allen klar. Dennoch sollten Hardcover-Tickets, wo möglich, immer optional angeboten werden! Aber auch wenn sich am Ende die Bequemlichkeit der digitalen Welt durchsetzt, darf dies nicht auf Kosten von Persönlichkeitsrechten und Datenschutz gehen! Wir fordern, dass Datenschutzverstöße, wie etwa die verdachtsunabhängige Datenübermittlung an die Polizei ernst genommen und sanktioniert werden. Die Nutzung digitaler Eintrittskarten darf darüber hinaus zu keiner Zeit zur Personalisierung von Eintrittskarten führen.

Unsere Kurve, August 2024