Geschockt und voller Anteilnahme blicken wir auf die unfassbar tragische Nachricht von Kay Bernsteins Tod. An aller erster Stelle ist dies ein immenser Verlust für seine Liebsten, dann für seinen Verein Hertha BSC und schließlich – und das wollen wir mit diesen Zeilen ausdrücken – auch für ganz Fußballdeutschland. In einer krisengeschüttelten Branche, die mal von Demut sprach und sich doch nur hektisch von Kapitalinteressen treiben lässt, stand Kay Bernstein für einen anderen Fußball, einen besseren, einen basisnahen.
Kay Bernstein verlässt die Fußballbühne viel zu früh – aber als strahlender Lichtblick. Sein Weg war beispielhaft für das, was in diesem an vielen Stellen maroden Fußballgeschäft noch Hoffnung macht. Aus der Kurve in die Verantwortung, in Führungspositionen im Verein. Das war sein Weg, das ist der richtige Weg. Und dabei soll gar nicht geleugnet werden, wie viele schmerzhafte Kompromisse er eingehen musste und wie sehr er auch erst im Amt wachsen musste.
Er tat dies in beeindruckender Weise. Mit dem Rückhalt der Basis schaffte er es, die Menschen rund um seinen Verein nach Jahren der Entfremdung und Enttäuschung endlich wieder spüren zu lassen, was an unserem Fußball so großartig ist. Nicht die Ligazugehörigkeit, nicht die teuren Spieler, die ein windiger Investor spendiert. Sondern das Gemeinschaftsgefühl, das Freiheitsgefühl, die Selbstbestimmung der Basis.
Mit mehr Menschen wie ihm in Führungspositionen wäre ein anderer Fußball möglich. Ein Fußball, der sich nicht wertebefreit jeder potenziellen Einnahmequelle andient, sondern einer, der den Menschen dient, die ihn mit Leidenschaft erfüllen. Ein Fußball, der denen gehört, die ihn lieben. Der von diesen Menschen demokratisch gelenkt wird und nicht nach Gutsherrenart von Akteuren, deren Hauptinteresse ein „Return on Invest“ ist.