Fußball liegt auf Rasen hinter einem Zaun

Ein Anfang, aber kein großer Wurf

Im Folgenden dokumentieren wir die Stellungnahme des Netzwerks Zukunft Profifußball, das ein Jahr nach Ende der DFL-Taskforce ein Fazit zieht. Wir schließen uns allen Einschätzungen und Forderungen uneingeschränkt an.

Zu Beginn der Corona-Pandemie verkündete das DFL-Präsidium: Künftig gehören Nachhaltigkeit, Stabilität und Bodenständigkeit zu den entscheidenden Werten des deutschen Profifußballs.

Als Fan-Netzwerk „Zukunft Profifußball“ entwickelten wir – basierend auf den Stimmen von über 500.000 Fans in Deutschland – konkrete Konzepte und brachten unsere Ideen in die gleichnamige DFL-Taskforce ein. Deren Abschluss jährt sich im Februar 2022 zum ersten Mal. Zeit für ein Zwischenfazit zum Stand der Reformen im Profifußball:

Erste Erfolge bei der Einbindung von Faninteressen und Nachhaltigkeit

Im Dezember 2021 beschloss die DFL-Mitgliederversammlung verbindliche Voraussetzungen für den Club-Fan-Dialog in die Lizenzierungsordnung aufzunehmen. Damit müssen Vereine zukünftig ein Dialogformat mit ihren Fans nachweisen, das bestimmte Grundvoraussetzungen und möglichst viele Qualitätsanforderungen erfüllt – ein wichtiger fanpolitischer Erfolg. Mit dem Beschluss wurden Empfehlungen aus unseren Konzeptpapieren und der DFL-Taskforce umgesetzt.

Mit der Verankerung von Nachhaltigkeit in der DFL-Satzung und der geplanten Aufnahme von Nachhaltigkeitskriterien in die Lizenzierungsordnung bekennt sich die DFL zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Aus unserer Sicht ein wichtiger erster Schritt. Jetzt gilt es ihn so umzusetzen, dass der Profifußball auch wirklich zum Vorbild für gelebte Nachhaltigkeit wird.

Bei der anstehenden Erarbeitung der Kriterien muss die Einbindung unabhängiger Akteur*innen sichergestellt werden. Die Kriterien müssen ambitioniert sein und stetig wachsende Ansprüche an die Vereine stellen. Nur wenn die Nachhaltigkeitsbewertungen der Vereine sowie ihre Ziele und Maßnahmen zukünftig transparent kommuniziert werden müssen, kann der Wettbewerb um den nachhaltigsten Fußballverein beginnen.

Integrität des Wettbewerbs – immer noch Fehlanzeige

Gleichzeitig dürfen diese ersten und wichtigen Schritte für einen zukunftsfähigen Fußball nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in vielen Bereichen nach wie vor keine Bewegung gab und gibt. Wir können keinerlei ernsthaftes Bestreben erkennen, die Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre – und damit die ökonomische Ungleichheit zu Lasten der sportlichen Integrität – zu beheben.

Um die sportliche Integrität des Wettbewerbs wieder herzustellen ist es an der Zeit, endlich dringend notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Dafür braucht es:

  • Verbindliche Regelungen zur Verhinderung von Finanzdoping:
    In Deutschland muss der Wettbewerbsverzerrung durch investorengesteuerte Klubs mit einem nationalen Financial Fairplay ein Riegel vorgeschoben werden. Außerdem muss die von der DFL-TF geforderte konsequente Umsetzung eines verschärften FFP in Europa begonnen werden.
  • Gleichmäßigere Verteilung der Fernsehgelder:
    Innerhalb der DFL müssen die Gelder gleichmäßiger verteilt werden. Dasselbe gilt für die Gelder aus den UEFA-Wettbewerben, wie von der Taskforce gefordert. Die überproportionale Belohnung von Top-Clubs muss beendet werden.
  • Stärkung von 50+1 und Sicherstellung der Umsetzung bei allen Vereinen:
    Im März 2018 hat die DFL beschlossen, 50+1 beizubehalten und die Rechtssicherheit zu verbessern. Das Bundeskartellamt hat eine großartige Vorlage hierfür geliefert. Im Umgang mit den noch bestehenden Ausnahmeregelungen darf es keine faulen Kompromisse geben. 50+1 muss für alle gelten.
  • Strenge Regulierung von Mehrfachinvestitionen:
    Immer mehr Investoren erschaffen internationale Fußballkonzerne und bauen sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber rein national agierenden Vereinen auf. Letztere gilt es zu schützen und Mehrfachinvestitionen streng zu regulieren.

Ein zukunftsfähiger Fußball braucht noch mehr 

Nach wie vor sehen wir bei vielen weiteren Themen dringenden Reformbedarf. Die Umsetzung der Empfehlungen aus der DFL-Taskforce lässt auf sich warten – unter anderem bei:

  • Strategien und Maßnahmen für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität
  • der Ausarbeitung eines Menschenrechtskonzepts
  • der Stärkung des Frauenfußballs

Eine detaillierte Übersicht über den Umsetzungstand der Empfehlungen der DFL-Taskforce könnt ihr euch hier ansehen.

Ein Jahr nach Abschluss der DFL-Taskforce können wir erste Erfolge feiern. Wir haben einiges erreicht. Aber es ist noch ein weiter Weg hin zu einem nachhaltigen und zeitgemäßen Profifußball. Hierfür müssen endlich alle, die in Verantwortung sind, handeln. Wir fordern die DFL und die 36 Profivereine auf, ihre Arbeit an Reformen deutlich zu intensivieren und transparent zu machen. Die andauernde Corona-Pandemie beschleunigt die Entfremdung vieler Fans – es geht um nicht weniger als die gesamte Zukunft des Profifußballs.

Netzwerk Zukunft Profifußball, 3. Februar 2022

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