Hannover 96 lässt Dialog vermissen und kriminalisiert die eigenen Fans
In der vergangenen Woche gab Hannover 96 bekannt, dass die Gästekarten für das Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig am 6. April 2014 nur in Verbindung mit einer durch den Verein organisierten Busreise verkauft werden. Durch diese Vorgehensweise ist eine individuelle und selbstbestimmte Fahrt für die Fans von Hannover 96 zum Auswärtsspel nach Braunschweig nicht möglich.
„Das ist aus Fansicht eine absolute Katastrophe“, kritisiert Christian Bieberstein, Sprecher der IG Unsere Kurve, das angekündigte Prozedere. „Hier wird in die Rechte von Bürgern eingegriffen. Das ist inakzeptabel“. Die IG Unsere Kurve fordert den Verein Hannover 96 dazu auf, die getroffenen Maßnahmen einzustellen und es den Fans selbst zu überlassen, auf welchem Weg sie ihrem Team nach Braunschweig nachreisen.
Hannover 96 hat angekündigt, das zur Verfügung stehende Kontingent auszulosen und die Fans, die ein Ticket erhalten, zu benachrichtigen. Gegen Vorlage des Personalausweises erhalten die Anhänger ihre Eintrittskarte dann ausschließlich am Tag der Reise im Bus. Aus fanpolitischer Sicht gibt es mehrere Gründe für die Ablehnung dieser Vorgehensweise. So müssten beispielsweise Fans, die nicht in Hannover wohnen, erst in die niedersächsische Landeshauptstadt reisen, um dort in einen Bus zu steigen.
„Das macht für Hannover-Fans aus Berlin oder Peine keinen Sinn und bringt zusätzliche Kosten für die Betroffenen mit sich“, sagt Bieberstein und sieht weitere Probleme. „Wird ein Fan kurzfristig krank oder kann aus anderen Gründen nicht mitfahren, verfällt seine Karte, ohne das er dafür die Kosten erstattet bekommt“, klagt der Fanvertreter an. Hannover 96 hat es versäumt, bei allen nachvollziehbaren Sicherheitsbedürfnissen, ein tragfähiges Konzept gemeinsam mit den Fans zu entwickeln. Eine Dialogbereitschaft war weit und breit nicht zu erkennen. „Es ist unverständlich, dass weder Fanprojekt noch Fanbetreuer in die Vorbereitung einbezogen und ihre Bedenken zumindest angehört wurden“.
Jetzt sind die Fans betroffen und müssen befüchten, dass die intransparente Verlosung der Karten auch dazu führt, dass unliebsame Bewerber oder bestimmte Fangruppen ausgeschlossen werden. Hinzu kommen datenschutzrechtliche Ängste. „Was passiert mit den persönlichen Angaben, die jeder Kartenkäufer beim Verein hinterlässt?“, fragt Christian Bieberstein und fürchtet eine Weitergabe an Polizei und Behörden. Es besteht zudem die große Gefahr, dass dieses Beispiel auch bei anderen Vereinen aufgenommen wird und Schule macht. Das muss auf jeden Fall verhindert werden. Hier sind vor allem auch die politischen Vertreter gefragt, sich für die Interessen der Bürger in unserem Rechtsstaat einzusetzen. Die Kriminalisierung von Fans und das Einschränken der Bewegungsfreiheit können jedenfalls kein wirksames Mittel zur Verbesserung der Lage rund um Fußballspiele sein.